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Eine Weihnachtsgeschichte, Teil 2

Ebenezer Scrooge bekommt Besuch vom zwei Geistern, die ihn in seine Vergangeheit und in seine Gegenwart führen.

Kinder lieben es, wenn man ihnen Geschichten vorliest. Auch ich habe dies immer geliebt, nur hatte ich keinen, der sie mir vorlas. Meine Eltern waren weder grosse Leseratten noch gehörte es zu ihren Leidenschaften Geschichten vorzulesen. Und doch kam ich in den Genuss Geschichten vorgelesen zu bekommen, denn alle 14 Tage erschien ein neues „Erzähl mir was“. Ein liebevoll illustriertes Heft inklussive Hörspielkassetten, welches Geschichten und Märchen aus aller Welt beinhaltete.

Diese Heftchen begleiteten mich durch meine Kindheit und ich habe viele der Geschichten gefühlte tausend Mal gehört und gelesen. Manche davon haben einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und obwohl die Kassetten die vergangenen Jahre nicht überstanden haben, so höre ich beim Lesen immer noch die Stimmen der Erzähler, die Musik und die ganzen Geräusche. Fast so, als würde sie mir jemand genau in diesem Moment vorlesen.

Auch die Nacherzählung von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“ gehört zu jenen Erzählungen, die ich immer schon am liebsten mochte und genau diese Geschichte möchte ich gerne mit euch teilen. Sie kommt in vier Episoden jeweils zum Adventssonntag.

Ich wünsche euch eine frohe Adventszeit

Nadia

EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE VON CHARLES DICKENS


TEIL 2

Er nahm Ebenezer bei der Hand und zusammen schritten sie durch die Wand. Schon standen sie mitten auf einer Dorfstrasse. „Du lieber Himmel!“ rief Scrooge. „Hier wohnte ich als ich klein war.“ Eine Menge fröhlicher Kinder spielte im Schnee und riefen: „Fröhliche Weihnachten!“

In einem leeren Klassenzimmer erblickte Scrooge einen einsamen Jungen, der in einem Buch las. „Niemand mag ihn“ sagte das Gespenst. „Niemand will it ihm spielen. Sie verstehen ihn nicht: Er redet immer nur von dem Geld, das er verdienen will.“ „Das bin ich“, sagte Scrooge mit tränenerstickter Stimme, „als ich neun Jahre alt war.“

Plötzlich war aus dem Dorf eine kleine ärmliche Hütte geworden. „Auch das kenne ich“ rief Scrooge aus. „Hier war ich oft als junger Mann. Das Mädchen auf dem Sofa, sieh doch wie hübsch sie ist. Sie heisst Clara, ich wollte sie einmal heiraten.

„Das Mädchen konnte sie nicht sehen Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie schrieb gerade einen Brief. Scrooge schaute ihr über die Schulter. „Lieber Ebenezer, ich werde dich verlassen, da ich erkannt habe, dass du das Geld mehr liebst als mich. Adieu. Deine geliebte Clara.“

„Bring mich nach Hause! Ich ertrage das nicht! Ich kann Vergangenes nicht wieder gut machen.“ Kaum gesagt fand er sich in seinem Schlafzimmer wieder. Dort, wo das Gespenst gestanden hatte, brannte nur noch eine Kerze.

Scrooge war so erschöpft, dass er nur mit Mühe die Kerze ausblasen konnte, ehe er in die Kissen sank. Plötzlich wachte er auf, denn die Uhr hatte wieder eins geschlagen. Unter der Tür war Licht zu sehen und eine Stimme rief: „Komm!“ Im Zimmer nebenan tanzte ein fröhliches Gespenst in einem grünen Mantel. Es hatte einen grünen, stacheligen Kranz auf dem Kopf. „Ich bin der Geist der diesjährigen Weihnacht.“

Die Wände und die Dunkelheit schmolzen weg. Sie standen auf der Strasse, es war der Morgen des ersten Weihnachtstages. Kirchenglocken läuteten und aus allen Häusern strömten Leute in ihren Sonntagskleidern und wünschten sich gegenseitig fröhliche Weihnacht.

Das Gespenst führte Scrooge zu Bob Cratchits Häuschen. Das Essen kochte auf dem Herd, es war eine Pfanne mit Kartoffeln und eine magere Ganz. Bob kam gerade mit seinem Sohn Tim auf den Schultern nach Hause. „Sieh doch!“ flüsterte Scrooge. „Der arme Junge kann nicht laufen, er ist ein Krüppel.“ „Die Familie ist sehr arm“ erwiderte das Gespenst. „Tim hat nicht genug zu essen. Wenn sich nichts ändert wird er sterben und es wird Bob Cratchit das Herz brechen.“

Aber niemand in dem armseligen Häuschen beklagte sich über das karge Mahl. Bob setze zu einem Trinkspruch an: „Auf Ebenezer Scrooge, der meinen Lohn zahlt und dieses Mahl ermöglichte.“ „Gott segne ihn!“ rief Tim. Aber die Frau stellte ihr Glas wieder zurück. „Nein, ich trinke nicht auf diesen kaltherzigen Geizhals.“ Scrooge liess die Arme hängen. „Bring mich nach Hause“, bat er den Geist. Aber das Gespenst war verschwunden.

FORTSETZUNG FOLGT….

Aus dem Heft

„Erzähl mir was von Weihnahten“

Autoren und Illustratoren: Charles Dickens, Francis Phillipps

Redaktion: SRS Sammelwerk Redaktions-Service GmbH, Hamburg

Vertrieb: Marshall Cavendish Ltd, 1983, 1984, 1986

Herstellung: Westermann druck GbmH

SONNTAGSGLÜCK

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