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Eine Weihnachtsgeschichte, Teil 1

Der alte Geizhals Ebenezer Scrooge bekommt Besuch vom Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Jakob Marley und dieser hat nichts erfreuliches zu berichten.

Kinder lieben es, wenn man ihnen Geschichten vorliest. Auch ich habe dies immer geliebt, nur hatte ich keinen, der sie mir vorlas. Meine Eltern waren weder grosse Leseratten noch gehörte es zu ihren Leidenschaften Geschichten vorzulesen. Und doch kam ich in den Genuss Geschichten vorgelesen zu bekommen, denn alle 14 Tage erschien ein neues „Erzähl mir was“. Ein liebevoll illustriertes Heft inklussive Hörspielkassetten, welches Geschichten und Märchen aus aller Welt beinhaltete.

Diese Heftchen begleiteten mich durch meine Kindheit und ich habe viele der Geschichten gefühlte tausend Mal gehört und gelesen. Manche davon haben einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und obwohl die Kassetten die vergangenen Jahre nicht überstanden haben, so höre ich beim Lesen immer noch die Stimmen der Erzähler, die Musik und die ganzen Geräusche. Fast so, als würde sie mir jemand genau in diesem Moment vorlesen.

Auch die Nacherzählung von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“ gehört zu jenen Erzählungen, die ich immer schon am liebsten mochte und genau diese Geschichte möchte ich gerne mit euch teilen. Sie kommt in vier Episoden jeweils zum Adventssonntag.

Ich wünsche euch eine frohe Adventszeit

Nadia

EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE VON CHARLES DICKENS


TEIL 1

Der alte Jacob Marley war tot.

Er war kein guter Mensch gewesen und deshalb trauerte ihm kaum jemand nach. Schon gar nicht sein Geschäftspartner Ebenezer Scrooge, denn der war ja sein Haupterbe.

Scrooge war ein knauseriger, raffgieriger alter Sünder. Für nichts und niemanden zeigte er Gefühle, und seine innere Kälte hatten seine Augen schon rot und seine Lippen blau gefärbt.

Niemand kam je zu ihm, um ihn freundlich zu fragen: „Wie geht es ihnen, lieber Herr Scrooge? Wann kommen sie mich besuchen?“

Aber das kümmerte Scrooge nicht. Gerade so hatte er es gern. Er war froh, wenn man ihn in Ruhe liess.

Es war Heiliger Abend. Scrooge sass in seinem Büro und zählte die letzten Einnahmen. Im nächsten Raum arbeitete sein Gehilfe Bob Cratchit. Er hatte einen dünnen Schal um seinen Hals geschlungen, trotzdem zitterte er vor Kälte. Denn im Kamin glühte nur ein winziges Stückchen Kohle. Plötzlich klopfte es an die Tür und eine helle Knabenstimme ertönte: „Frieden auf Erden und Gottes Gna…“

„Hau ab!“ schrieb Scrooge so böse, dass der Junge entsetzt davonrannte.

Bob Cratchit seufzte: „Ach, Weihnachten! Welch ein schönes Fest!“

„Noch ein Wort, Bob Cratchit und sie sind entlassen!“ fuhr ihn Scrooge an. „Weihnachten! So ein Blödsinn! Sie wollen doch nicht etwa morgen frei haben?“

„Wenn es geht, ja bitte.“ Frierend rieb sich Bob die eiskalten Hände.

„Es geht nicht! Warum sollte ich ihnen einen freien Tag bezahlen?“

Mit diesen Worten schickte er Bob nach Hause und verriegelte die Tür. Danach lief er in seine dunkle, kalte Wohnung. Er lebte dort ganz allein. In Schlafrock, Pantoffeln und Schlafmütze setzte er sich vor sein klägliches Feuer und verzehrte ein karges Mahl.

Da fing auf einmal die Standuhr an leise zu läuten, wurde dann lauter und lauter und bald läuteten alle Glocken in der Wohnung. Scrooge liess vor Schreck den Löffel fallen.

Dann hörte das Läuten auf und ein schauriges Geräusch war zu hören. Es klang, als zöge jemand eine Eisenkette hinter sich her. Das Geräusch kam immer näher. Dann flog die Tür auf und eine Gestalt trat ins Zimmer.

Es war Jakob Marley.

Er war durchsichtig und eine eiserne Kette aus Geldkassetten und Vorhängeschlössern war um seinen Körper geschlungen.

Marleys Geist rasselte greulich mit der Kette.

„Ich hab sie mir selbst geschmiedet, aus dem, was mir einzig und allein mein Leben lang etwas bedeutete, Geld und nochmals Geld. Oh Ebenezer, deine Kette war schon vor sieben Jahren so lang und sie wächst immer noch!“

Scrooge sah ihn entsetzt an.

„Ich kam um dich zu warnen Ebenezer. Drei Geister werden dich heute Nacht heimsuchen.“

Scrooge brachte vor Angst kein Wort heraus. Das Gespenst verschwand durchs Fenster und schwebte in die kalte Nacht hinaus. Scrooge verkroch sich in seinem Bett.

Als die Uhr mit dumpfem, drohendem Klang eins schlug, wachte er auf. Alle Lichter gingen an und die Vorhänge um sein Bett herum wurden aufgezogen.

Scrooge setzte sich kerzengerade auf, denn vor ihm stand ein Gespenst!

„Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht, deiner vergangen Weihnacht, Ebenezer Scrooge. Folge mir!“

FORTSETZUNG FOLGT….

Aus dem Heft

„Erzähl mir was von Weihnahten“

Autoren und Illustratoren: Charles Dickens, Francis Phillipps

Redaktion: SRS Sammelwerk Redaktions-Service GmbH, Hamburg

Vertrieb: Marshall Cavendish Ltd, 1983, 1984, 1986

Herstellung: Westermann druck GbmH

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