Geliebte Mama
An meine Abschiedsworte an dich – vor eineinhalb Jahren – erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Ich war bereit dich gehen zu lassen und das tat weh. Doch du bist die grösste Kämpferin, die ich kenne und hast beschlossen noch etwas zu bleiben.
Ich bin dankbar, dass ich noch weitere Momente mit dir verbringen konnte. Dankbar für deine Liebe. Dankbar für deine Zeit. Dankbar für dein letztes Geschenk.
Doch nun ist er gekommen… dieser eine, endgültige Moment, vor dem ich immer Angst hatte…
Mein Leben hat sich verändert. Nicht grundlegend und irgendwie schon.
So vieles ist noch gleich, und gleichzeitig so vieles anders
Anders wird es vorallem sein an Geburtstagen, Ostern, Weihnachten, Neujahr. Anders ist es besonders heute, am Muttertag…
MEIN BRIEF AN MAMA
Drei Menschen musste ich gehen lassen in den letzten zwei Jahren. Man bekommt keine „Übung“ darin und es wird auch nicht leichter. Trauer ist so individuell wie die Menschen, um die wir trauern.
Wer hätte gedacht, dass meine kreative Ader mir eines Tages helfen würde mit meiner Trauer umzugehen: Ich fotografiere, gestalte, zeichne und schreibe, kann mich auf konstruktive Weise damit auseinandersetzen, meine Gefühle leben, ohne mich darin zu verlieren.
Meine Trauer ist leise, aber nicht still
An meinen Abschiedsworten an Mama habe ich tagelang gefeilt. Es ist ein letzter Brief, ein letzter Gruss. Es geht um unsere Beziehung, unsere gemeinsame Zeit und bringt meine Dankbarkeit und Liebe zum Ausdruck. Handgeschriebene Worte, die ich ihr zum Abschied mit ins Grab gelegt habe:
Liebe Mama
Mein ganzes Leben hast du mich begleitet, warst immer für mich da.
Hast mir zugehört und mich verstanden auch wenns manchmal schwierig war.
„Du bist mein Sonnenschein“ hast du zu mir gesagt,
„Ich hab dich ganz fest lieb“ bei jedem Abschied an so manchem Tag.
An deiner Liebe hab ich nie gezweifelt, nicht eine Minute, auch keine Sekunde.
Bin mit dir gegangen durch viele gute als auch durch manch ganz schwere Stunden.
Von Anfang an und bis zum Ende war ich stets an deiner Seite.
Sei es als Tochter, oder auch als Freundin, manchmal nah, manchmal aus der Weite.
Unsere gemeinsame Zeit, sie war zu kurz, sie hätte länger sollen sein.
Ich vermisse die Gespräche, die Spaziergänge im Sonnenschein.
Nun bleibt mir nur noch dir zu danken für die kostbare Zeit zu zweit,
für all die vielen, wirklich schönen Stunden, für all die Liebe und auch deine Zeit.
Die Erinnerungen, sie bleiben mir erhalten. Im Herzen, in Gedanken, immer da.
Nie werd ich dich vergessen, hab dich lieb, herzallerliebste Mama.
Deine Nadia
Mögen dich meine Worte begleiten, wo immer du auch bist und wohin du auch gehst.
In liebevoller Erinnerung an
Lina Bitter-Zumsteg
04.10.1941 – 19.02.2023
ÜBER DIESEN BEITRAG
Als ich nach jenen schweren Tagen wieder zur Arbeit ging, schien alles so unglaublich surreal: Das morgendliche Klingeln des Weckers, mein Frühstückskaffee und der gewohnte Weg zur Arbeit.
Mein Arbeitsplatz, der noch genau so aussah wie ich ihn verlassen hatte.
So vieles ist noch gleich, und gleichzeitig so vieles anders
Die gewohnten Handgriffe, die gewohnten Menschen, die gewohnte Welt, die sich einfach weiter drehte, als wäre nichts gewesen…
Meine Trauer ist leise, aber nicht still
Aus meiner inneren Welt wird meine Mama nie entschwinden und durch diesen Beitrag hat sie nun auch einen Platz in meiner äusseren Welt.
Damit diese sich nicht einfach weiter dreht, als wäre nichts gewesen…
